Montag, 29. August 2011

Die Reise nach Jerusalem oder Wer fliegt als Nächster raus?


"Die Reise nach Jerusalem"

Satirische Installation und Aktionskunst - Inszenierung am 11. September 2011 um 14°° -16°° (am kleinen Theater-Rondell) im Kantpark; die Aktion ist eingebettet in die vor- und nachbereitende Musik-Darbietung.

"Was darf die Satire ?...Alles ! " (Kurt Tucholsky)

Frau Vockerat:"Aber man muß doch seine Freude haben können an der Kunst.."

Johannes: "Man kann viel mehr haben an der Kunst, als seine Freude." (Gerhart Hauptmann)

Die Aktion steht weder in politischem Zusammenhang zum 10jährigen Jahrestag der Anschläge auf die Twin Towers, noch steht sie in kausalem Zusammmenhang zum Nahost-Konflikt.

Sie kennt zwar unser ursprüngliches Recht der freien Meinungs-Äußerung, möchte aber auch zwecks Selbst-Erhalt den aktuellen Ausnahme-Regelungen Rechnung tragen.

Die Satire ist ursprünglich eine der wichtigsten künstlerischen Mittel, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen. Sie ist ein kultureller Beweis für die Freiheit und weitere Rechte des Individuums in einer christlich- säkularisierten Kultur....und sie ist zunehmend in Gefahr.

Gesellschafts-Ordnungen, basierend auf Dogmen (z.B. religiöse oder finanz-politische Dogmen), hassen sie.

Es ist bekannt, daß Diktaturen oder Systeme, deren Kader primär eigene Interessens-Lagen oder religiöse Dogmen in Konfrontation zum Allgemein-Wohl der Bevölkerung durchsetzen, relativ allergisch auf Freie Kunst reagieren, da Kunst kritisch, unkalkulierbar und im gesunden Idealfall frei von Ideologien oder wirtschaftlichen Erwerbs-Ethiken entsteht und stattfindet (entstehen oder stattfinden sollte). Nachhaltige Versuche, den Störfaktor Kunst ideologisch zu ächten und durch Verbote (z.B. im Nationalsozialismus durch das Stigma "entartete Kunst") zu sanktionieren, erwiesen sich in der Rückschau zumeist als wirkungslos oder sogar kontra-produktiv.

Heute ist man klüger in der geistigen Enteignung der Kunst. Zum Einen geht man subtiler vor, zum Anderen läßt man sich für die Demontage mehr Zeit:

Aktuell fordert das die Bevölkerung bevormundende Wirtschafts-und Finanz-Postulat und seine überforderten Zuarbeiter eine Um-Etikettierung der Kunst - ein naiver Versuch, per Definition die Kunst der Wirtschaft unterzuordnen.

Vom Kulturamt zum Kulturbüro ... DAS trug vorerst dem Bestreben Rechnung, die Kunst klein zu machen - ein Büro ist schließlich kein Amt, was aus mehreren Büros besteht, auch nicht so offiziell und keineswegs so repäsentativ. Man stelle sich vor, es gäbe nur das Büro für Kern-Energie oder das Büro für pharmazeutische Interessen...welch ein Segen für die Menschen, welch angenehme Bedeutungslosigkeit !

(Doch wir Künstler sollten nicht klagen: angesichts aktueller Rest-Risikobewertungen erfahren Brandschutz und Hygiene eine neue Blüte)

Durch die Um-Ettikettierung in Kultur-Betriebe, in welchen nicht Kunst und Kultur, sondern Kreativ-Wirtschaft floriert, wurde einmal deutlicher der Wunsch-Vorstellung Rechnung getragen, Kultur als Wirtschafts-Anhängsel zu definieren.

So wie sich Entsorgungs-Betriebe mit Abfall-Wirtschaft - sollen sich Kulturbetriebe mit Kreativ-Wirtschaft beschäftigen. Haben Kultur-Interessierte auch DAS gefressen, könnte es zum Zwecke einer weiteren Einsparung Fusionen geben. Hier ist natürlich die Etikettierung möglichst sensibel zu wählen, z. B.

Kultur- & Entsorgungs-Betriebe der Abfall- und Kreativ-Wirtschaft,

kurze Zeit später dann möglichst unauffällig und Layout-identisch:

Kultur - Entsorgungs-Betriebe der Kreativen Abfall- Wirtschaft

Diese Kunstaktion ist den vielen Millionen Menschen gewidmet, welche zugunsten einiger weniger

Milliarden-Verdienender als Verlierer aus der zur Norm gewordenen "pathologischen Habgier" hervorgehen.

Sie werden weder von den Politfraktions-Marionetten geschützt, noch sind sie verzweifelt genug,

das Problem in herkömmlicher Weise zu lösen.

Wir dürfen gespannt sein....

© Johannes Terbach und Nadja Schmalenberg